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BAUDRANG

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Von meinem Hotelfenster aus ... An diesem Frühlingsmorgen des 5. Mai 2019 saß ich am Fenster meines Hotelzimmers in Fuschl bei Salzburg , einem hübschen Ort mit Blick auf einen kleinen See, und bemitleidete mich ein wenig. Eigentlich hatte ich vor, den ganzen Tag in Salzburg zu verbringen und auf den Spuren von Fürsterzbischof Merk Sittich IV. von Hohenems (1574–1619) zu wandeln. Doch die Natur hatte andere Pläne. Am Abend zuvor hatte es angefangen zu schneien und die Nacht hindurch fortgesetzt zu schneien bis zum Morgengrauen. Ich war komplett eingeschneit. Was sollte ich tun? Vielleicht ein paar Notizen machen, um die Erlebnisse der letzten Tage festzuhalten? Schließlich näherte sich unsere „Brüderreise” seinem Ende zu, auch wenn ein Teil der Emser Geschichte noch zu dokumentieren war. Am 3. Mai, nach fünf Tagen voller intensiver Reiseeindrücke, hatten mich meine Brüder am Flughafen Klagenfurt abgesetzt. Sie waren daraufhin in die Oststeiermark zurückgekehrt, während ich mit eigene...

GRANDIOSE ERWARTUNGEN

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Seiten aus Schleh [1616], Emser Chronik     Quelle : Antiqua-Verlag, Lindau (Facsimile) Eine kostbare Rarität für Bibliophile liegt hier vor uns. Wir betrachten den Titel und das Frontispiz des ersten in Vorarlberg und sogar am ganzen Alpenrhein gedruckten Buches. Es ist als „Emser Chronik” bekannt und wurde von Bartholome Schnell hergestellt, einem Buchdrucker, den Reichsgraf Kaspar nach Hohenems hatte holen lassen ( Der Landesherr ). Schnell produzierte dieses Werk gleich nach der Gründung seiner Druckerei in Hohenems im Jahr 1616. Ohne Zweifel hatte der Graf den Drucker gerade deswegen nach Hohenems geladen, um das Ansehen seines Adelsgeschlechts in einer würdigen Publikation im ganzen Reich bekannt zu machen. Tatsächlich hatte Kaspar bereits vor 1613 mit der Arbeit an diesem Buch begonnen – parallel zu seinen Verhandlungen über den Erwerb der Herrschaften Vaduz und Schellenberg ( Der Landesherr ). Er hatte seinen Schreiber Johann Georg Schleh schon damals mit der Aufg...

DER LANDESHERR

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Reichsgraf Kaspar von Hohenems mit Gemahlin  Auszug eines Gemäldes    Künstler : unbekannt    Quelle : Palast Hohenems Das Wort „Landesherr“ hatte in früheren Zeiten einen besonderen Klang. Wir kommen dem nahe, wenn wir es mit „Herrscher seines Territoriums“ ausdeuten, aber das erfasst seine volle Bedeutung nicht. In Königreichen wie England und Frankreich zur Zeit des Barock gab es nur einen solchen Herrscher: den König. Nicht so im (damals) einzigen Kaiserreich der Christenheit, dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Dieses Reich war kein konsolidierter Staat wie die oben genannten Königreiche. Es war vielmehr eine lose Vereinigung fast eigenständiger Territorien mit einem Kaiser, der in erster Linie eine Galionsfigur war – nicht unähnlich der Europäischen Union, jedoch lockerer zusammengefügt als selbst dieses moderne Konglomerat halbsouveräner Staaten. Johann Jacob Moser, ein ehemaliger Professor für Rechtswissenschaften, brachte es auf den Punkt, al...

MAGISTER MILITUM

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Künstler : Erhard Schön      Inschrift : Hans Sachs Quelle : Herzog Anton Ulrich Museum, Braunschweig Wir sehen hier einen Obersten Feldhauptmann von Landsknechtsregimentern, der damals meist als Obrist bezeichnet wurde. Er war das Rückgrat des Söldnerwesens in der Renaissance. Seine Aufgabe war es, Landsknechte zu rekrutieren, sie zu organisieren und in die Schlacht zu führen. Am besten lassen wir uns das von Hans Sachs , dem „Meistersinger“, in klingenden Reimen erklären. Ich byn Oberster Feldthauptmann Die Landßknecht ich byn nemen an Eynem Herren hie ungemelt Die muster ich und gyb ihn gelt Fuer sie darnach mit harnisch wehr In das feldt zu der feynde heer Guet anschleg ich dan machen tue Und sprich den knechten tröstlich zue Sie sollen hewt das beste thon Ich will zue jn in eyn Ordnung stehen Darumb so hab ich Monat solds Eyn Monat lang hundert stueck golds. In den Renaissancekriegen wurde die kaiserliche Söldnerinfanterie, die Landsknechte , zur Perfektion gefeilt....