Posts

QUEM DEI DILIGUNT ...

Bild
Wir drei Brüder Ems standen vor einer faszinierenden Figur, die zweifellos ein Symbol für Fruchtbarkeit war und sicher eine interessante Geschichte zu erzählen hatte. Am Morgen den 2. Mai hatten wir Mailand verlassen, nach einem intensiven Tag, an dem wir die Großartigkeit der Stadt und ihres prominenten Sohnes ( Gottes Vorkämpfer ) kennengelernt hatten. Zunächst fuhr Bruder Ludwig zügig auf der Autostrada A4 geradeaus nach Osten, vorbei an Brescia und Verona. Bei Vicenza wich er jedoch zu meiner Überraschung von dieser Route ab und setzte die Fahrt auf einer einfachen Landstraße fort. Dieser Straße entlang konnten wir die dicht besiedelte und industrialisierte Landschaft Norditaliens erleben. Fabriken, Dörfer und Bauernhöfe reihten sich dicht aneinander und konnten nur im „Schneckentakt" durchfahren werden. Nachdem wir die Städte Cittadella und Castelfranco passiert hatten, erreichten wir schließlich um die Mittagszeit Treviso, das Tor zu Venedig und unser Mittagsziel. „Warum hal...

SÆHRÍMNIR

Bild
Sæhrímnir, der ewige Eber Künstler : Torulf Dunder Seit meiner Übersiedlung nach Nordeuropa in den frühen 1960er Jahren bin ich von der nordischen Mythologie fasziniert. Besonders die Geschichte von Sæhrímnir , dem Eber, kommt mir nicht aus dem Sinn. Dieses saftige Schwein wird den edlen Kriegern in der großen Halle von Walhall serviert und mit großem Appetit verspeist. Anschließend nagen Odins Hunde Geri und Freki an den Knochen. Wie durch ein Wunder erwacht der Eber am nächsten Morgen wieder zum Leben, sodass er am gleichen Abend erneut verspeist werden kann. Wer würde nicht gerne ein ewiges Schwein besitzen? Leider ist ein solcher Schatz für uns Sterbliche unerreichbar. In seltenen Fällen können wir jedoch über eine Ressource verfügen, die dem Original sehr nahekommt. Werfen wir beispielsweise einen Blick auf die Grafschaft Tirol im 15. Jahrhundert. Die Grafschaft umfasste damals hauptsächlich das heutige Tirol in Österreich zusammen mit Südtirol. Zu Beginn des Jahrhunderts residier...

WAR ER DEREN KAISER?

Bild
Christoph Schenck von Lunenburg schwingt stolz das Reichsbanner Auszug aus Triunfo del Emperador Maximiliano I Quelle :  Biblioteca Nacional de España Ich bin mit achtzehn Jahren von Österreich nach Schweden ausgewandert und habe seither meine Muttersprache kaum benutzt. Trotzdem habe ich sie immer fest und liebevoll im Gedächtnis behalten. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem es mir wohltut, sie ab und zu wieder zu gebrauchen. Deshalb bin ich froh, Mitglied der Schlaraffia zu sein, einem deutschsprachigen Brüderbund mit weltweiter Verbreitung. Kaiser Karl V. Künstler : Titian (ca. 1550) Quelle : Kunsthistorisches M. Wien Vor etwa acht Jahren besuchte ich in der Schweiz die Ortsgruppe (das „Reych") der Schlaraffia in Solothurn. Wie es im Bund Brauch ist, wird ein Schlaraffe, der zu Besuch kommt, immer eingeladen, einen kurzen Vortrag zu halten. Bei dieser Gelegenheit erzählte ich aus dem Stegreif von der Universität Stanford, die ich in einem meiner Bücher behandelt hatte, vergli...

PHOENIX ASCENDENS

Bild
Ich betrachte hier eine Karte des unteren Alpenrheins. Wir schreiben das Jahr 1417. Das grün gestreifte Gebiet wurde bereits bis 1375 von den Habsburgern erworben, um ihre Besitzungen in Tirol mit den weiter westlich gelegenen Vorlanden zu verbinden. Die Karte zeigt auch die Grenzen des heutigen Vorarlberg (das Gebiet vor dem Arlberg, dem Berg an der Grenze zu Tirol). Dieses gesamte "Ländle" wurde schließlich habsburgisch und macht ab 1918 das westlichste Bundesland der Republik Österreich aus. Im Jahr 1415 hatte Friedrich IV. (1382-1439), der habsburgische Fürst von Tirol und Vorderösterreich (die habsburgischen Besitzungen westlich des Arlbergs und bis ins Elsass), alle seine Herrschaften verloren, mit Ausnahme Tirols, wo er dem Reichsbann König Sigismunds  noch widerstehen konnte ( Am Abgrund ).  König Sigismund Künstler : Dürer Quelle : Germanisches Nationalm. Der König hatte diese Ländereien eingezogen und verteilte sie sofort wieder unter seinen treuen Verbündeten. Sie ...

AM ABGRUND

Bild
Die Appenzeller Bäuerinnen eilen ihren Männern zur Hilfe Künstler : Martin Distell    Quelle : Zentralbibliothek Solothurn Im Juni 2002, vor mehr als zwanzig Jahren, war ich in Appenzell Innerrhoden unterwegs, dem Schweizer Kanton, der an den Alpenrhein grenzt. Ich war schon einmal dort gewesen, bei einem Ausflug ins Säntis-Massiv ( Und immer fließt der Rhein ), aber dieses Mal hatte ich mir eine leichtere Wanderung vorgenommen. Mein Ausgangspunkt war der kleine Ort Gais. Von dort aus wollte ich nach Brülisau am Fuße des Säntis wandern. In dem kleinen B&B, in dem ich am Vorabend übernachtete, hing ein Bild im Vorraum, das mich sehr faszinierte. Da hackten Bauern und Ritter im Durcheinander aufeinander ein. Und im Wolkennebel am Horizont erahnte man eine Schar von Frauen in weißen Schürzen, die Keulen, Sensen und Sicheln als bedrohliche Waffen schwangen. Das Bild hatte seinen Charme: Bauern, die von Rittern angegriffen wurden, nur um von ihren Ehefrauen gerettet zu wer...